Heute vor genau 3 Jahren gewann ich die Bronzemedaille bei den Paralympics in Pyeongchang. An die Zeit in Südkorea kann ich nicht zurückdenken, ohne einem breiten Grinsen im Gesicht. Nicht nur das Erreichen der Medaille, sondern das ganze Erlebnis „Paralympics“ war unvergesslich und möchte ich nicht missen.
Einige besondere Schlüsselmomente und Erlebnisse möchte ich gerne mit euch teilen:
Meine Vorfreude auf die Anreise nach Pyeongchang wurde sehr schnell gedämpft, als ich mein Flugticket von INNSRUCK-WIEN-ZÜRICH-SEOUL bekommen habe. Alleine meine Fahrt zum Flughafen Innsbruck dauert länger, als eine Fahrt zum Flughafen Zürich. Somit musste ich den ganzen Tag quer durch Österreich reisen, damit ich am späten Abend von Zürich nach Seoul losfliegen konnte. Ziemlich kräftezehrend, sinnlos und aufwändig, aber leider ein Fehler der Buchungsagentur, der nicht mehr rückgängig gemacht werden konnte.
Der Flug nach Seoul verlief dann dafür sehr angenehm und schnell. Und wenn man so einen Nachtflug hinter sich hat, freut man sich auf ein richtig gutes Frühstück. Ich hatte jedenfalls mächtig Hunger und freute mich nach den vielen Brötchen an den Flughäfen Österreichs auf ein gutes Frühstück. Da ich von drei Dingen auf der Frühstückskarte zwei nicht kannte, entschied ich mich für Oatmeal und freute mich auf ein warmes Müsli. Weit gefehlt. Serviert wurde (eigentlich eh klar) ein koreanisches Frühstück: Kalter Reis mit Algen und scharfer Sauce. Nicht unbedingt das, was ich mir als leidenschaftliche Frühstückliebhaberin unter einem guten Frühstück vorstelle. Und wenn man dann nach mehr als 24 stündiger Anreise ankommt, freut man sich meistens auf eines: ein Bett. Unser Buschauffeur, der uns vom Flughafen ins olympische Dorf bringen sollte, wusste nicht, wo dieses ist. So irrten wir weitere Stunden im koreanischen Hochland umher, bis wir dann irgendwann im Dunkeln das olympische Dorf doch noch erreichen konnten.
Ab diesem Zeitpunkt begann meine olympische Reise. Wir wohnten in schönen Wohnungen mit einfachem, aber modernem Standard. Athleten hatten ein eigenes Zimmer, das Essen war vielfältig und es gab genug Möglichkeiten sich die Freizeit zu vertreiben. Das Dorf hatte alles, was so ein Sportlerherz begehrt. Meine Zeit bis zum Wettkampf nutzte ich mit täglichem Skitraining. Und noch heute kann ich mich gut daran erinnern, dass ich in körperlicher Hochform war. Ich hatte das Gefühl ich könnte Bäume ausreißen. Nie mehr davor und danach habe ich mich körperlich so fit und stark gefühlt.
Auch am vorletzten Tag des Südkoreaaufenthaltes (das Slalomrennen) fühlte ich mich gut. Mit leichter Nervosität und viel Vorfreude ging ich in das Rennen. Mein Freund hat mir beim Abschied gesagt: „wenn du am Start bist, atme tief ein und genieß den Augenblick“. Genau das habe ich gemacht, bevor ich in mein Rennen gestartet bin. Ich wusste, dass das Rennen aufgrund der eisigen Piste ein schwieriger fight sein wird und war im Ziel dennoch etwas enttäuscht, dass ich mir das, was ich mir vorgenommen habe, nicht umsetzen konnte. Somit habe ich mich auf den 2. Lauf vorbereitet und mir vorgenommen dort besser zu fahren.
Das gelang mir dann auch besser, wenngleich ich in der Gesamtbetrachtung deutlich unter meinem Leistungsniveau geblieben bin. Im Ziel angekommen habe ich im Leben nicht mit einer Medaille gerechnet, zusammengepackt und war glücklich über die Erfahrung. Und dann bekam ich mit, dass meine Kolleginnen hinter mir patzten und eine nach der anderen Fehler hatten und sich hinter mir klassierten. Als dann die viertplatzierte hinter mir klassiert war und ich auf der Videovall gesehen habe, dass ich noch in Führung war, stieg meine Nervosität plötzlich ordentlich. Eine Medaille war plötzlich zum Greifen nah. Und genau in dem Moment scheiterte auch meine Teamkollegin, welche sich auf dem 3. Zwischenrang befand, an den schwierigen Bedingungen und die Bronzemedaille war für mich plötzlich unwirkliche Realität. Gratulationen, Schulterklopfer, Umarmungen, Belehrungen über den Ablauf der Preiszeremonie überhäuften mich und ich hatte kaum Zeit, mich umzuziehen. Schlimmer noch: da ich absolut nicht mit einer Medaille gerechnet habe, hatte ich meine Sachen auch nicht im Zielgelände. Ein Betreuer musste mir diese erst noch holen und so war ich noch gerade rechtzeitig vor der Medaillenübergabe präsentationsfähig angezogen. Natürlich hatte ich nach etlichen Interviews und der obligatorischen Dopingkontrolle abends noch die Möglichkeit meine Medaille etwas zu feiern, bevor ich todmüde ins Bett gefallen bin.
Meine Geschichte zeigt: Erfolgreiche Wege sind in der Regel nicht die, die andere schon gegangen sind. Man muss seinen eigenen Weg finden und hart an sich arbeiten. Da werden auch Steine im Weg liegen und man muss diese beseitigen oder umgehen. Aber, man kann vieles schaffen, wenn man bereit ist, hart an sich zu arbeiten und an seine Belastungsgrenzen zu gehen.