Ein wichtiger Schritt zu mehr Gleichstellung

61 Prozent der Väter wollen mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen. Dennoch ist Kinderbetreuung noch immer in erster Linie „Frauensache“. Eine neue Regelung der Karenzzeiten und die Verdoppelung des Familienzeitbonus sollen helfen, das zu ändern.

Das erste Lächeln, der erste Zahn, die ersten Schritte: Im Leben eines Kindes gibt es unzählige erste Male. Viele davon erleben insbesondere Väter jedoch nur aus zweiter Hand –  in Videos, auf Fotos und in Erzählungen. Denn für die Kinderbetreuung sind in Österreich nach wie vor größtenteils die Mütter zuständig. Lediglich zwei von zehn Vätern unterbrechen ihr Arbeitsleben, um sich um ihre Kinder zu kümmern. Zehn Prozent der Väter nehmen ihr Recht auf Karenz höchstens für drei Monate in Anspruch. Gerade einmal drei Prozent aller Männer gehen länger als drei Monate und nur noch ein Prozent länger als sechs Monate in Karenz. Doch Umfragen zeigen: 61 Prozent der Väter würden gerne mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen. Änderungen bei der Elternkarenz und dem Familienzeitbonus sollen das nun einfacher machen.

Karenzmodell 22 + 2

 In Österreich gibt es verschiedene Karenzmodelle und das wird auch so bleiben. Seit dem 1. August gilt jedoch: Wennein Paar insgesamt 24 Monate Karenz in Anspruch nehmen will, muss jeder Elternteil mindestens zwei Monate der Karenzzeit nehmen. Geht nur ein Elternteil in Karenz, verkürzt sich die Karenzzeit auf 22 Monate, die zusätzlichen zwei Monate verfallen. Diese Regelung gilt auch für gleichgeschlechtliche Paare, nicht jedoch für Alleinerziehende.

Familienzeitbonus verdoppelt

Väter, die sich entscheiden, den „Papamonat“ in Anspruch zu nehmen, erhalten zukünftig einen Familienzeitbonus in Höhe von 47,82 Euro pro Tag. Das ist mit 1.480 Euro pro Monat doppelt so viel wie bisher.

Ein wichtiger Schritt

Ob die Regelung in Österreich zu eng gefasst ist oder zu weit geht, daran scheiden sich die Geister. Ich persönlich denke, die gesetzten Maßnahmen sind ein wichtiger Schritt, um die Unterschiede in Einkommen, Pension und Karrierechancen zwischen den Geschlechtern zu reduzieren. Doch diesem Schritt müssen weitere folgen, um die Karenz für beide Elternteile attraktiv zu machen. Das würde übrigens auch den Vätern guttun. Denn Studien haben gezeigt, dass Väter, die in Karenz gehen, gesünder sind.

Paradebeispiel Island

Gute Beispiele, wie Gleichberechtigung in der Kinderbetreuung und darüber hinaus gelingen kann, gibt es genug. Das Karenzmodell in Island etwa sieht vor, dass jeder Elternteil jeweils drei Monate Karenz in Anspruch nehmen kann, drei weitere Monate können sich die Partner untereinander aufteilen. 96 Prozent aller Väter in Island gehen in Karenz. Und das ist kein Zufall. Der Inselstaat ist generell Vorreiter, wenn es darum geht, einen grundlegenden Ausgleich am Arbeitsmarkt zu schaffen. Wie gut das funktioniert, belegt zum 14. Mal in Folge Platz eins im „Global Gender Gap“-Report des Weltwirtschaftsforums. Österreich belegt hier 2023 Rang 47.

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